Bei einem Besuch in Hannover im Jahre 1984 regte der 1940 in die USA emigrierte Walter Raphael den damaligen Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg dazu an, mit einer Gedenktafel an die besondere Vorgeschichte dieses Ortes zu erinnern. Seine Pflegeeltern Siegmund und Frieda Edelstein gehörten zu den nach Riga Deportierten und dort Ermordeten.
Schüler*innen der BBS und Stadtplaner*innen erarbeiteten einen Entwurf, der über die ursprüngliche Anregung weit hinaus ging. Durch eine stilisierte Nachbildung der alten Grundmauern und des markanten Eingangstores des „Judenhauses“ Ohestraße 8 sollte der 1971 durch Abriss verschwundene Ort wieder sichtbar werden.
Die feierliche Grundsteinlegung fand dann am 4. Juli 1989 unter Beteiligung Herbert Schmalstiegs, Vertreter*innen von Stadt und der jüdischen Gemeinde, der Schulleitung und des Kollegiums des Berufsschulzentrums sowie zahlreicher Schüler*innen statt.
Knapp ein Jahr nach der Grundsteinlegung war die Gedenk- und Erinnerungsstätte mit Hilfe von Schülern der Maurerausbildung der BBS 3 fertiggestellt. Sie wurde am 27. April 1990 durch Herbert Schmalstieg in Anwesenheit von Walter Raphael, zahlreichen Menschen und der Presse eingeweiht.
Projekt „Geschichtswerkstatt“ im Berufsschulzentrum
Seit 1988 entstand eine von Historiker*innen begleitete „Geschichtswerkstatt“, die es den Schüler*innen zusammen mit den Lehrkräften über einige Jahre ermöglichte, sich im Unterricht mit jüdischer Geschichte und Kultur, sowie aktuellen politischen Zusammenhängen theoretisch und auch praktisch auseinanderzusetzen. Neben der Arbeit am Bau des Mahnmals durch angehende Maurer beteiligten und engagierten sich Schüler*innen u.a. des Tischlerhandwerks, der Hauswirtschaft, der Vermessungstechnik und der Gestaltung auf jeweils unterschiedliche Art. In diesem Rahmen wurden von Fachoberschüler*innen Texttafeln zum Thema „Jüdisches Leben – jüdische Kultur“ erarbeitet und als Ausstellung öffentlich präsentiert.
Schüler*innen einer Bau- und Bauzeichner-Klasse der BBS 3 erarbeiteten nach überliefertem Material Zeichnungen für den Nachbau der Häuser Ohestraße 8 und 9. Das danach erstellte Modell des historischen Ortes wurde im Frühjahr 1993 im Rahmen einer Ausstellung im Stadtarchiv der Öffentlichkeit gezeigt. Dort lagert es bis heute. Die AG Geschichte der Ohestraße setzt sich dafür ein, dass es wieder öffentlich zugänglich wird.